Evangelikale entscheiden die Stichwahl 

Marina Silva, die im Bundesdistrikt mit 41,96% und in Belo Horizonte mit 41 % der Stimmen die beiden anderen Kandidaten weit hinter sich ließ, wird mit ihrem Wählerpotential an jungen und unentschlossen Wählern, aber vor allem mit den Stimmen der Evangelikalen die Stichwahl am 31.10. entscheidend beeinflussen. Sie selbst gehört der „Assembléia de Deus“ an. 

Der IBGE schätzt, dass in fünf Jahren die Protestanten zu den 50% der Bevölkerung zählen werden, die ihre Religion bekennen. Es ist ein wachsendes Segment des Landes. Ein weiterer Grund: Es ist eine Block-Abstimmung. Die Stimmen der Evangelikalen sind sehr treu gegenüber den Strukturen ihrer Kirchen und nicht nur in Bezug auf ihre Religiosität. Wo die Bischöfe und Pastoren gehen, dort geht auch die Stimme ihrer Gläubigen. Lula hatte mit ihnen eine politische Einigung über ihre Rolle getroffen, aber der Vertrag galt in diesem Zusammenhang nicht. 

Die Wahlansprache muss also konservativ sein. Diese Wählerschaft ist konservativ, gegen Abtreibung, gegen homosexuelle Ehe, gegen jede wissenschaftliche Aussage, die ihrer Meinung nach gegen den Glauben ist. Sie spricht zugunsten der Familie. Diese Gruppe ist konservativ in ihren Gewohnheiten, auch in der Kleidung. In diesem Fall haben die beiden Kandidaten Dilma Rosseff und Serra kein Profil, das diesen Ansatz mit den Konservativen erleichtert. Die formelle Vereinbarung mit den Kirchen wird diese Allianz bestimmen. Die nächsten 15 Tage definieren die Wahl. 

Ricci/IHU/IfB/05/10/2010