Versammlung des CIMI in Campo Grande 

Von 15.-18.März 2010 tagten das nationale Direktorium des Indigenen Missionsrates – CIMI und Mitglieder aus den Regionen in Campo Grande (MS), um ihre Verpflichtung und Solidarität mit den Völkern der Region zu bekräftigen. Mit dem CIMI-Präsidenten und Bischof vom Xingu, Dom Erwin Kräutler, bekundeten die Teilnehmer bedingungslose Unterstützung für die Indios beim Einsatz für ihre Rechte, vor allem auf Land. Auch der Generalsekretär der Brasilianischen Bischofskonferenz – CNBB, Dom Lara Barbosa war mit dem CIMI bei den Besuchen in den Gemeinschaften des Bundesstaates dabei, um sich über die Situation dieser Völker zu informieren.  

Bereits anfangs März waren Mitglieder des Sondersekretariats für Menschenrechte der Präsidentschaft der Republik vor Ort und bezeichneten die Situation als unwürdig und elend. 

Nach der aktuellen Analyse der Situation der indigenen Völker im Bundesstaat haben die Mitglieder des CIMI einen offenen Brief verfasst: 

BRIEF VON CAMPO GRANDE 

Solidarität mit den indigenen Völkern in Mato Grosso do Sul 

Erneut verurteilen wir die andauernden schweren Verletzungen der Menschenrechte der Guarani-Kaiowá in Mato Grosso do Sul: zusammengepfercht in kleinen Reservaten, Gewalt, hohe Kindersterblichkeit, Familien die am Straßenrand Lager aufgeschlagen haben, Elend und fehlende Unterstützung. 

Angesichts dieser Realität hat der Indigene Missionsrat bei einer Versammlung in Campo Grande seine Verpflichtung und Solidarität mit den indigenen Völkern bekräftigt und uneingeschränkte Unterstützung ihres Einsatzes für die Garantie ihrer Rechte, besonders auf ihre Gebiete, als Lebensraum und nicht als Ware, zum Ausdruck gebracht. 

Während Politiker behaupten, dass es in diesem Bundesstaat keine „indigenen Territorien“ gibt, bestätigen wir: „Mato Grosso do Sul ist auch das Land der Kaiowá Guarani, der Terena, Kadiweu, Ofaié, Kinikinawa, Guató.  Es wird nur Gerechtigkeit, Demokratie und Geschwisterlichkeit herrschen, wenn die Rechte aller garantiert und die Vielfalt der Völker als Reichtum respektiert werden und Land als Lebensraum und nicht als Ware oder Objekt für die Produktion gilt, damit sich einige wenige nicht noch mehr bereichern. 

Die Bischöfe von Mato Grosso do Sul haben bereits „die untragbare und ungerechte Situation als Ergebnis einer Konsumgesellschaft, die Gewinn anstrebt, und Lösungen auf unbestimmte Zeit verschiebt und sonst nichts tut, als Angst und Empörung zu steigern“, verurteilt. Der Rat zur Verteidigung der Menschen vom Sondersekretariat für Menschenrechte der Präsidentschaft der Republik (SEDH) hat beim Besuch der indigenen Gemeinschaften in Mato Grosso do Sul zu Monatsbeginn die Situation der Indios im Bundesstaat als unwürdig und elend bezeichnet. An vielen Orten gibt es kein Wasser und keine Nahrung.  

Die Völker haben Probleme aufgrund der fehlenden Demarkierung ihrer Gebiete und leiden ständig unter Diskriminierung und Vorurteilen. Darüber hinaus werden sie am Fischfang und der Jagd gehindert, grundlegende Aktivitäten für ihren Lebensunterhalt. 

Die Gewissheit der Straffreiheit und das Versagen der Regierungen des Bundes und der Bundesstaaten sind Anreiz für diese ständigen Grausamkeiten die zunehmen. Mit den indigenen Völkern dieses Bundesstaates fordern wir die Untersuchung und Bestrafung dieser Gewalt, sowie die sofortige Demarkierung aller indigenen Gebiete. Wir sind gegen palliative Maßnahmen, die Fazendeiros und einige Autoritäten verlangen, etwa Landkauf oder Umsiedlung von Gemeinschaften in entfernte Regionen, offenkundige Verletzung der Verfassungsrechte der indigenen Völker. 

Wir schließen uns den Stimmen der Bischöfe an, die bei der 5. Generalversammlung des Episkopats in Lateinamerika und der Karibik (2007) in Aparecida (SP), betonten, dass die Kirche berufen ist, Anwalt der Gerechtigkeit und Verteidiger der Armen zu sein, angesichts der unerträglichen sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten, die zum Himmel schreien (DAp. 395). Was die Bischöfe in Aparecida erklärten, trifft für die Völker in Mato Grosso do Sul zu: „indigene Völker sind außerhalb ihrer Gebiete, denn diese wurden invadiert und zerstört. Wenn sie nicht genügend Land haben, um ihre Kulturen zu pflegen, erleiden sie schlimme Angriffe auf ihre Identität und ihr Überleben [...]" (DAp. 90). 

Wir bekräftigen unsere Verpflichtung für die indigene Bevölkerung dieses Bundesstaates, unterstützen ihren historische Widerstand, ihre Geduld, Weisheit und tiefe Spiritualität, die ihnen ermöglichte, Jahrhunderte des Krieges, der Auslöschung und Unterdrückung zu überwinden. Mit ihnen lernen wir, an einer anderen Welt mitzuarbeiten, notwendig und besser für alle, auf dem Weg zum endgültigen Reich. 

Der CIMI schließt sich den verstummten Stimmen der indigenen Völker an: genug mit Gewalt, genug mit der Verweigerung von Land, genug mit Straffreiheit, genug mit Missachtung! Land, Leben, Gerechtigkeit und Frieden für die indigenen Völker von Mato Grosso do Sul! 

Campo Grande (MS), 18 März 2010 

CIMI/26.03.2010