Außenpolitik Dilma Rousseffs 

Interview mit dem erneut bestätigten Berater für Internationale Beziehungen im Präsidialamt Marco Aurélio Garcia 


IstoÉ - Welche Veränderungen wird  es in  der Außenpolitik unter Dilma geben? 

Marco Aurelio Garcia - Nun, Lula war ein wenig unberechenbar in seinen internationalen Interventionen und das verursachte einige überraschende Ergebnisse. Es ist der Garrincha-Effekt. Er dribbelte, so dass manche Leute ängstlich zusammenzuckten. Das Verhalten Dilmas wird sich weniger intuitiv, mehr rational vollziehen. Sie wird die Dinge mehr festschreiben und institutionalisieren. 

IstoÉ Bedeutet die Ernennung von Antonio Patriota zum Außenminister ein Signal für eine Annäherung an die USA? 

Garcia - Zunächst einmal bedeutet es, dass das Auswärtige Amt ein großer Speicher an Personal ist, das in der Lage ist Außenpolitik zu betreiben. Antonio ist ein junger Diplomat, mit respektablen Fähigkeiten und Erfahrungen. Mit den USA möchten wir einen intensiveren Dialog haben, ja. Wenn dies nicht unter Lula geschehen ist, dann nicht weil Celso Amorim antiamerikanisch wäre, sondern es lag an objektiven Fragen. Die Vereinigten Staaten haben die Region vernachlässigt. 

IstoÉ - Was kann sich ändern? 

Garcia - Wir für unseren Teil wollen die bilateralen Beziehungen diskutieren, kontinentale und globale Fragen. Nur, die Beziehung zu den USA kann nicht auf Kosten der Außenpolitik als Ganzer geschehen. Wir werden zum Beispiel nicht die Politik der Annäherung an Frankreich aufgeben, nur weil es Washington stört. 

IstoE - Rousseff kritisierte die brasilianische Enthaltung bei der Abstimmung in der UNO  über die Menschenrechtsverletzungen im Iran. Wird es Änderungen in dieser Beziehung geben? 

Garcia – Stimmenthaltung entspricht einer historischen Position des Außenministeriums, das sich weigert, diese Verletzungen öffentlich zu individualisieren. Aber wir sind dem gegenüber nicht gleichgültig. In diskreten Verhandlungen konnten wir die Lehrerin Clotilde Reiss und einen der amerikanischen Bergsteiger frei bekommen. Unsere Annäherung an den Iran ist nicht ein Bündnis, sondern eine Gesamtaktion, um zu einer Einigung im Rahmen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu kommen. Sie sollten verstehen, dass niemand zu viel getrunken hat und beschloss, etwas zu erreichen. Wir entdeckten einen Bereich mit hohem Risiko und haben eine Alternative vorgeschlagen.   IstoÉ/11/12/2010