Pressegespräche 

 
mit Dom Luciano Mendes, Erzbischof von Mariana,  Frei Betto, São Paulo, Marcelo Barros, Benediktinermönch, Beisitzender der CPT, Almir Santos, Bischof der Anglikanischen Kirche, Dom Guilherme Werlang, Bischof von Ipameri/GO und Schw. Julieta Amaralé, Beirat der CEBs und Beauftragte der CEBI, anlässlich des 11° interkirchlichen Basisgemeindetreffens 


Dom Luciano 

Die Themen des XI. Treffens beschäftigen sich mit der sozialen Situation. Wir danken Gott für diese entscheidenden Augenblicke der Brüderlichkeit während dieser Zusammenkunft. Kirche bedeutet Brüderlichkeit: Männer und Frauen, die ihr Leben einbringen, um es für die Allgemeinheit einzusetzen. 

Bei diesem Treffen herrscht ein gegenseitiges Sich-Annehmen vor und die von außerhalb kommen, sind dankbar, dass sie in Vale do Aço aufgenommen und angenommen werden. 

 Das Thema dieses 11. Treffen ist sehr weit gefasst und es lässt  jene Dreiheit nicht außer Acht:  sehen, urteilen, handeln. Es weitet den Blick auf die augenblickliche Situation. 

Es gibt einige negative Aspekte, die während dieses 11. Treffens erörtert werden sollen: 

1. soziale Ungleichheit: Wir leben inmitten einer ungeheuren sozialen Ungleichheit: Hunger, Elend, Krankheit. Während es einerseits exzessiven Reichtum gibt, müssen andere ums Überleben kämpfen; einige sterben schon, bevor sie sich dem Lebenskampf stellen konnten. 


Frei Betto 

Reporter: Wie sehen Sie die politische Korruption, die Brasilien heimsucht? 

Frei Betto: Als positiv kann dies erst dann gesehen werden, wenn alles ans Licht kommt, all diese Anklagen der Korruption. Die mutige Haltung des Präsidenten Lula  eine CPI ins Leben zu rufen, vor allem auch deshalb, weil die große Mehrzahl der PT dagegen war;  die Entlassung des Chefs des Präsidialamtes (Minister Dirceu) und die Querelen  in den Ministerien, haben eine starke Haltung bewirkt, die Nachforschungen bis zum bitteren Ende durchzuziehen,  auch mit dem Ziel einer Strafverfolgung. Es gibt in allen menschlichen Institutionen Korruption,  selbst in der katholischen Kirche; man nehme nur die Pädophilie. 

Was wir bekämpfen müssen und was ich als negativ  betrachte, ist das nachlassende Interesse an der Politik. 

Wer sich aus der Politik heraushält wird von denen regiert, die keine Politik wünschen. In der  Politik würden dann jene verbleiben, die schon immer das Volk ausgeplündert haben. 

Barros, Almir dos Santos,  Julieta Amaralé 

Reporter: Welchen Stellenwert messen Sie dem 11. interkirchlichen Treffen bei, angesichts all der Wirren in Brasilien und weltweit? 

Marcelo Barros: Man könnte die CEBs als eine Art christliche Kirche sehen, die aus dem Volke, die von unten wächst. Man erlebt, wie die CEBs Gemeinschaften bilden, die  voll Leben sind und sehr aktiv. 

Reporter :  Durch welches Profil werden die  CEBs charakterisiert? 

Marcelo Barros: Die Unterschiede sind gewaltig. Im Augenblick  leben 80% der Brasilianer in Städten. Auf recht interessante Weise vollzieht sich zur Zeit eine starke Veränderung, weil es diese Migrationswelle  vom Land in die Stadt gibt. 

Reporter: Worin besteht eigentlich die „befreiende Spiritualität?" 

Marcelo Barros: Sie bedeutet das Leben, das sich vom Geiste Gottes leiten lässt. Sie bietet eine Möglichkeit, das zum Ausdruck zu bringen, was als das Beste im Volke vorhanden ist. Sie spiegelt das Wirken Gottes in uns wider. Es gibt viele, die Spiritualität mit Selbstverwirklichung verwechseln: das aber würde nur ein  „An – sich - selbst – denken“ zum Ausdruck bringen.  


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