DüRRE AM AMAZONAS
NICHT NUR EIN KLIMAPROBLEM
1. Situation
Die Amazonasregion leidet seit September 2005 unter einer Hitzewelle mit Temperaturen um die 38 Grad Celsius. Der Pegel des Rio Negro, einem nördlichen Nebenfluss des Amazonas, sank von Juli bis Oktober um zwölf Meter. Besonders betroffen aber ist der Mittellauf des Amazonas-Flusses, der den Namen "Solimões" trägt, und seine südlichen Zuflüsse. Während bei den periodischen, mehr oder weniger stark ausgeprägten Dürreperioden meist der Osten des Amazonasraumes gelitten hat, leidet diesmal West-Amazonien voll unter dem Wassermangel.
Vielerorts ist über dem Regenwald bis hinein nach Kolumbien, Peru und Ecuador seit Wochen kein Niederschlag mehr gefallen, die Becken der Nebenflüsse sind zum Teil fast leer. Der Rio Solimões führt bei der brasilianischen Grenzstadt Tabatinga statt wie in guten Zeiten 12,30 Meter derzeit bloß 57 Zentimeter, selbst in starken Trockenperioden waren es immer 4,5 m, der Rio Madeira bei Porto Velho hat statt 12,95 nur 1,83 Meter Wassertiefe.
Betroffen sind insbesondere der Südwesten des Staates Amazonas und der Staat Acre. Hier gab es den geringsten Niederschlag seit mehr als 40 Jahren. Er unterschritt noch die Regenmenge der früheren Dürreperioden, wie die von 1925-1926, von 1968-1969 und die von 1997-1998. Diesmal hatten die Niederschlagsmengen schon in der letzten Regenzeit, die von Dezember 2004 bis März 2005 reichte, weit unter dem historischen Durchschnitt gelegen, so dass die Flüsse schon mit Niedrigwasser in die Trockenperiode kamen, die normalerweise von Mai bis September dauert. Allerdings beginnt in der betroffenen Region im Dezember wieder die Periode mit den höchsten Niederschlägen. Sie liegen meist über 900 mm und dauern bis Februar an, so dass zwar ein Ende der Dürre abzusehen ist, die Not aber in der Zwischenzeit alarmierende Ausmaße annahm.
Berichte über heftige Regenfälle am Westrand des Amazonasbeckens in Peru machen jedoch Hoffnung auf ein baldiges Ansteigen der Wasserpegel.
Wegen dieser schwersten Dürre seit über 40 Jahren hat der Bundesstaat Amazonas den Notstand verhängt. Dieser gelte für 61 Städte mit Ausnahme der Hauptstadt Manaus, wo es vereinzelt Regenfälle gebe, teilte ein Behördenvertreter am 14.10.2005 mit.
Am Solimões wurden die Munizipien Tabatinga, Benjamin Constant, São Paulo de Olivença, Santo Antônio do Içá, Jutaí, Tefé, Coari, Cadajás und Anamã zu Notstandgebieten erklärt. Am Rio Madeira waren es die Munizipien Humaitá, Manicoré, Novo Aripuan und Nova Olinda do Norte. Hier werden neben der Hilfe der Militärs Feuerwehrleute eingesetzt, die mit ihren Hilfsgütern bis an entlegendste Stellen gelangen, wie der Kommandant und Koordinator des Zivilschutzes Franz Marinho Alcântara am 10.10.2005 mitteilte.
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