Brasiliens „Zentrale Abiturprüfung“ (ENEM) verzeichnet 39,5% Fehlquote
Nachdem die Zentrale Oberstufen- oder „Abiturprüfung“, Exame Nacional do
Ensino Médio (Enem) genannt, im Oktober wegen vorzeitiger Veröffentlichung
abgesagt werden musste, fand sie an diesem Wochenende, dem 5. und 6. Dezember
statt. Von den 4,1 Millionen eingeschriebenen Bewerbern, waren jedoch 39,5%
nicht erschienen. Am Samstag, den 5.12.2009 betrug die Fehlquote 37,7%.
Am folgenden Prüfungstag stieg sie dann um 2,9%. So erhöhte sich der Index
auf 39,5%. Das ist die größte Ausfallquote seit 1998, dem Jahr in dem diese
Zentrale Aufnahmeprüfung erstmals anstelle des Vestibular eingeführt wurde.
Im
Jahr 2008 betrug der Anteil 27,3%. Auch in absoluten Zahlen sank die Gesamtzahl
der Teilnehmer von 2,9 Mio im Jahre 2008 auf 2,6 Mio in diesem Jahr.
Der
Staat São Paulo wies mit 46,9% die höchste Fehlquote auf. Der hohe Prozentsatz
kann sich auf den Durchschnitt der Schulen im Staat auswirken. Aber der
Präsident des „Nationalen Instituts für Erziehungsforschung“ (INEP), Reynaldo
Fernandes, sagte, dass man erst bei den fehlenden Prüflingen wissen muss,
ob sie aus der Schul-Oberstufe stammen oder schon ein Diplom erreicht hatten.
Er führte die hohe Enthaltung in São Paulo auf den Rücktritt vieler Institutionen
von der Teilnahme und auf nationaler Ebene, den zeitlichen Abstand zwischen
der Prüfung und Registrierung, die im Juli beendet war, zurück. Auch die
sehr späte Veröffentlichung der Ergebnisse im Februar 2010 hat angesehene
Universitäten wie die USP und die UNICAMP davon abgehalten, die Prüfungsergebnisse
in ihr Aufnahmeverfahren einzubeziehen. Für die Vorbereitungskurse, „cursinhos“
genannt, war die hohe Enthaltung auch durch ein logistisches Problem verursacht,
nämlich die Entfernung der Prüfungsorte und ihre plötzliche Änderung.
In
Rio de Janeiro wurden die Prüflinge durch den Lärm in dem benachbarten
Maracanã-Stadion und dem Wunsch, die letzte Runde des „Campeonato Brasileiro“
zu erleben, gestört.
Zusätzlich musste das „Nationale Institut für Erziehungsforschung“ (INEP), das dem Erziehungsministerium (MEC) untersteht, zugeben, dass eine Aufgabe im Sprachbereich fehlerhaft war, jedoch sobald als möglich auf der home-page korrigiert werde. Das Aufsatzthema lautete: „Das Individuum angesichts der nationalen Ethik“. Die Prüflinge konnten dabei eine Karikatur von Millôr Fernandes und zwei Texte über Entrüstung und Korruption benutzen. Hier folgte die Redaktion von ENEM ihrer Linie, aktuelle Themen in den Mittelpunkt zu stellen. Angesichts erneuter Korruptionsvorwürfe im Bundesdistrikt sicherlich besonders aktuell. IfB/07/12/09