Gewalt in den Favelas- Auswirkungen + Ursachen - 

Militäreinsatz in den Slums von Rio de Janeiro
Grausame neofeudale Banditendiktatur  nicht angetastet
von Klaus Hart 

Die Zuckerhutstadt war noch in Karnevalsstimmung, feierte die Sieger der berühmten Samba-Parade, als Panzerwagen durch die Straßen preschten, Kampfhubschrauber starteten und die größten der rund achthundert Slums besetzten. Denn kurz zuvor hatte ein Banditenkommando eine Kaserne überfallen und dabei zehn Maschinengewehre und eine Pistole geraubt. Bei ähnlichen Attacken wurden sogar Dutzende von deutschen Sturmgewehren der Marke Heckler und Koch, dazu Granaten, Landminen und massenhaft Munition erbeutet. Jetzt wurde es der Militärführung zu bunt – denn solche Raubzüge drohten die Moral der Truppe, die Ehre der Streitkräfte zu untergraben. Daher der massive Truppeneinsatz. Doch die flinken, meist jugendlichen Banditen in ihren Hochburgen, dem Parallelstaat der Slums wendeten im unüberschaubaren Gassenlabyrinth Guerillataktiken an, die nicht wenige im Auftrag der Verbrechersyndikate zuvor bei der Armee, oft in Kasernen gleich neben den Elendsvierteln, trainiert hatten. Die Jungbanditen feuerten stets aus sicherem Versteck auf die eher schwerfälligen Soldaten – Schusswechsel hörte man sogar in der City. Und ein Banditenchef sagte im abgehörten Sprechfunkverkehr seiner Miliz:“Da kommen sie – wir sind bereit zum Gefecht!“ Eine mulmige Situation für das Militär, das sich teilweise hinter gigantischen Allegorienwagen des Karnevals verschanzte. Zumal die Suche nach den Waffen jener nach der Nadel im Heuhaufen glich. 

Rückmeldung und kritische Fragen
von Eva Danzl 

Lieber Klaus Hart, 

Bevor ich im einzelnen auf Ihre Äußerungen betreffend der komplexen Situation in Rio de Janeiro eingehe, möchte ich kurz über unsere Tätigkeiten informieren: 

Seit 2003 besteht das Komitee “Menschenrechte in Favelas in Rio de Janeiro” in Zürich, Schweiz. Wir informieren, sensibilisieren insbesondere über diverse Formen staatlicher und struktureller Gewalt infolge einer eigentlichen Absenz staatlicher Unterstützung (Bildung, Gesundheit, Infrastruktur, öffentliche Sicherheit etc) in Favelas in Rio de Janeiro. In diesem Zusammenhang wurde im 2005 in verschiedenen Schweizer Städten wie auch in Deutschland der im 2005 produzierte Dokumentarfilm “Zwischen Mauern und Favelas” (eine brasilianisch-deutsche Koproduktion von Marcio Jeronimo, Videoprojekt Atraver der Favela Manguinhos in Rio de Janeiro, sowie Kirsten Wagenschein und Suzanne Dzeik von AK Kraak Berlin) gezeigt, um auf die unhaltbaren Zustände, die Gewalt der Militärpolizei und unzähligen Fehlinformationen auch der europäischen Presselandschaft hinzuweisen. 





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