Dom Antonio Fragoso und die Kirche der Armen
Am 12.August starb in João Pessoa / Brasilien der langjährige Freund und Partner des Freckenhorster Kreises, Bischof Fragoso. Er war der erste Bischof der neu gegründeten Diözese Crateùs im Hinterland des Nordostens Brasiliens.
Dom Fragoso gehörte zu den 36 Bischöfen und Kardinälen, die am Ende des 2. Vatikanischen Konzils eine gemeinsame Erklärung verfassten, die das Verhältnis der Kirche zu den Armen thematisiert: Die Kirche kann nur die Kirche Jesu Christi sein, wenn sie die Kirche der Armen ist, und zwar nicht nur in dem Sinn, dass sich die Kirche vor allem um die Armen kümmert. Die Armen müssen in der Kirche ihren Platz haben, sie müssen die Kirche als ihre Kirche ansehen und erleben können, weil in den Armen Christus in besonderer Weise präsent ist. Dazu erklärt Dom Fragoso in einem Interview: Es gibt eine Identität zwischen Christus und den Armen. In der gleichen Weise, wie wir beim Hören des Wortes Christi: Dies ist mein Leib! an seine Gegenwart im konsekrierten Brot glauben, - so sagt Jesus: Der Hungrige, der Durstige, der Ausländer und Fremde, der Obdachlose und Herunter-gekommene oder der Kranke - das bin ICH. Diese Gegenwart Christi haben wir nicht wirklich erfasst und haben nicht die entsprechenden Konsequenzen in der Pastoral und Spiritualität gezogen.
Dom Fragoso gehörte dann auch zu der Gruppe von Bischöfen, die am Ende die Konzilsteilnehmer zu einem Gottesdienst in die Katakomben einlud. Dort veröffentlichten sie den so genannten Katakomben-Pakt, eine Selbstverpflichtung, in der sie erklärten, dass fortan die Armen einen bevorzugten Platz in ihrem Leben und ihrer Pastoral haben werden.
Eine Kirche nicht für die Armen, sondern aus und mit den Armen: Das war die Kirchen-Vision von Dom Fragoso, die ihn bewegte. In dieser Option für die Armen inspirierte und organisierte er in sehr planvoller und konsequenter Weise die Pastoral der Diözese, in der es viele arme und sozial ausgebeutete Menschen gibt. Ein radikales Zeichen setzte er gleich zu Beginn bei seiner Einführung als Bischof. Er lud nicht in besonderer Weise die Repräsentanten des Staates und der Gesellschaft ein um Ihnen die Ehrenplätze zu geben, sondern die Armen der Stadt und der Diözese. Diese Grundoption brachte ihm manche Anfeindungen ein, aber er hielt sie durch.
In seiner Lebensweise und seinem Umgang war er ganz nah beim Volk der kleinen Leute. Nie trug er klerikale Kleidung oder bischöfliche Insignien, außer einem Kreuz bei der Feier des Gottesdienstes.
81 |