Karneval: 25 Jahre Axé
Der Rhythmus Bahias hat Millionärslaufbahnen geschaffen und eine Vergnügungsindustrie unterstützt, deren Spitze der Karneval ist.
Derzeit denkt man in Salvador, wenn ein neuer Bau in einem der reichen Viertel der Stadt entsteht, dessen Besitzer man nicht kennt, meist an einen Künstler der Axé-Musik". Dies ist kein Zufall. Denn seit der Explosion dieses Musik-Genres im Karneval von Salvador im Jahr 1985 wurden die Künstler zu Profis. Sie haben die erfolgreichsten Produktionszentren. Sie betreiben heute eines der Nischen-Geschäfte, dass die höchsten Einnahmen des Staates hat. Allein am Momo-Fest der Stadt bewegt sich - nach Angaben der Touristik-Gesellschaft von Salvador (Emtursa) die dabei eingesetzte Summe auf etwa 1,2 Mrd.R$. - Es handelt sich um 230 Karnevalsgruppen von Trios und Gruppen und über 11 Tausend Künstler. Und das Geschäft ist nicht mehr nur auf die Karnevalszeit beschränkt. Die karnevalsähnlichen Feste in der Vor- und Nachsaison verteilen sich heute auf mehrere Städte in Brasilien und bilden ein lukratives Festival-Repertoire, das über das ganze Jahr verteilt ist. Es ist merkwürdig, dass einer der Stile, der am meisten verunglimpft wurde, als Höhepunkt endet neben Rock und der Romantik eines Roberto Carlos - und Menschenmengen in Fußballstadien zusammenführte. Ivete Sangalo, zum Beispiel dessen Show als DVD im Maracann aufgezeichnet wurde, hat die 800 000 an verkauften Exemplaren überschritten. Ihr gelang es vor kurzem 55 Tausend Menschen im Rahmen des Sommerfestivals von Salvador zusammenzuführen. Wie die großen Stars des Genres, wird sie derzeit als Pop-Sängerin gehandelt - aber Axé ist in ihrem Blut. Aber auch diese Unterscheidung ergibt keinen Sinn mehr. Die Kritik an dem Rhythmus ist sehr alt. Ihm wird vorgeworfen nur der Unterhaltung zu dienen. Aber Axé hat auch politische Wurzeln, wie sie Professor Milton Moura, von der Bundesuniversität von Bahia erläutert:
Der Aufstieg des Carlismus (Verweis auf die Verwaltung von Antonio Carlos Magalhaes) wurde eng mit der Euphorie des Axé identifiziert. Der Stil unterstützte die Regierung von ACM und umgekehrt. Musikalisch ist Axé aus einer Mischung der Rhythmen des Forró, des Frevo Pernambucos, dem Rock der 80ziger Jahre und der afrobaianischen und karibischen Musik entstanden. Oder, wie von der Sängerin Margareth Menezes, einer der Pionierinnen des Stils, definiert: Der Axé ist ein Afropopbrasileiro. Aus diesem vielseitigen Sound entstand zunächst ein neues Gleichgewicht im Samba-Reggae des Neguinho des Sambas und seiner Gruppe Olodum, die wiederum internationale Künstler wie Paul Simon inspirierten, der seine Schlagzeug-Rhythmen vor Ort studierte. In diesem Schmelztiegel der Einflüsse entstand das jährliche Sommer-Repertoire mit zündenden Hits und von einer Choreographie begleitet, um die tanzende Begleitung, die den Lautsprecher-Wagen folgte, zu animieren. Aus ihrer langjährigen Erfahrung gibt Ivete Sangalo eine ausgewogene Bewertung: Vom musikalischen Standpunkt aus betrachtet ist Axé im Wesentlichen ein Rhythmus für die Unterhaltung bei Treffen und Parties. Vom kulturellen Standpunkt aus ist es eine beneidenswerte Steigerung des Selbstwertgefühls. Alles ist so glücklich, ja überglücklich dargestellt, und hält die Bräuche von Bahia lebendig. Es ist ein Brunnen an Neuschöpfungen. Daniela Mercury erkennt an, dass der Axt lebendiger ist denn je: Es ist Sommer, es herrscht eine positive Dynamik. Es ist eine Schule des Überlebens in der brasilianischen Musik. IfB/12/02/2010