Studie schlägt Kernkraftwerke am Rio Sno Francisco vor 

 2 Kernkraftwerke sind vorgesehen 

 Folha de S. Paulo - 15/01/2010  

  Der staatliche Konzern „Eletronuclear“ hat in einer technischen Untersuchung 20 Orte in vier nordöstlichen Staaten auf ihre Tauglichkeit zum Bau von Kernkraftwerken analysiert. 

Das Nuklear-Programm sieht den Bau von vier Kernkraftwerke von 1.000 MW bis zum Jahr 2030 vor, zwei im Nordosten und zwei im Südosten des Landes. Die endgültige Entscheidung ist mehr politischer Natur und soll bis März 2010 durch Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und den Minister des Atomprogramms erfolgen. 

Im Nordosten hat die Eletronuclear die Möglichkeit des Baus an 20 Standorten der Staaten Bahia, Sergipe, Alagoas und Pernambuco untersucht. Allerdings kommen Gebiete in der Nähe der Küste wegen der Existenz der großen unterirdischen Wasser-Reservoire nicht in Frage. Daher sollen sie an den Ufern des Flusses Sno Francisco, der die Nordostregion durchzieht und bisher mit seinen vier Wasserkraftwerken die Region mit Energie versorgt, gebaut werden.  

Das Vorhandensein von Grundwasser ist einer der Faktoren, die die Installation von Kernkraftwerken verbietet, die jedoch auf große Lieferungen von Wasser für die Kühlung der Brennelemente angewiesen sind. Andere Kriterien, die in den Studien der Eletronuclear berücksichtigt werden müssen, waren stabile geologische Strukturen, die Nähe von Überlandleitungen, geringe Bevölkerungsdichte und eine angemessene Infrastruktur, wie Straßen.  

Die Gouverneure der vier Staaten sind im Wettbewerb um die Milliarden-Investitionen. Die Entscheidung der Bundesregierung wird allerdings erst im März getroffen, erklärte der Minister für Wissenschaft und Technologie Sergio Rezende.  

Der Bau von Kernkraftwerken an den Ufern des Sno Francisco war schon in der Vergangenheit von der Nationalen Kernenergie-Kommission (CNEN) bedacht worden, bevor die Regierung sich entschlossen hatte, zwei weitere Anlagen im Nordosten bis zum Jahr 2030 zu bauen. Die Hauptargumente waren, die Verfügbarkeit von Wasser und die Wahrscheinlichkeit hoher Investitionen, um das Einkommen der Nordost-Region zu erhöhen.  

Die Umleitung des Sno Francisco ist bereits das größte Projekt des Wachstumsbeschleunigungsprogramms (PAC). Die Umleitung von Wasser des Flusses in trockenere Regionen der vier nordöstlichen Staaten Pernambuco, Ceará, Paraíba und Rio Grande do Norte ist zwar auf heftige Proteste von Umweltschützern und Bewohnern der Flussregion gestoßen. Der Hungerstreik des Bischofs von Barra, Dom …..erregte weltweites Aufsehen. Trotzdem soll der erste Teil der Arbeit bis Ende des Jahres 2010 beendet sein.  

Wie jedes andere Unternehmen der Infrastruktur muss die Installation von Anlagen im Nordosten über die Erteilung von Umwelt-Lizenzen der IBAMA, dem Brasilianisches Institut für Umwelt und erneuerbare natürliche Ressourcen, erfolgen. In diesem Bereich hat die IBAMA nur die Erfahrungen von Angra dos Reis, wo langjähriger Stillstand der Kraftwerke die Regel war. Von Endablagerung der Brennstäbe war bisher kaum die Rede. 

Obwohl die Regierung den Bau von zwei Kernkraftwerken im Nordosten von 2014 an vorsieht, wenn die Eröffnung des Kernkraftwerkes Angra 3 im Raum Rio de Janeiro erfolgen soll, sind Studien von Eletronuclear in Auftrag gegeben für die Schaffung eines zentralen Kernkraftwerks mit sechs einzelnen Kraftwerke von je 1.000 MW. Die übrigen vier Standorte in der Region würden in den folgenden Jahrzehnten in Angriff genommen. 

Schon jetzt aber beginnt der Wettbewerb um die scheinbar so entwicklungsgünstigen Investitionen. Der Gouverneur von Alagoas, Teotonio Vilela Filho (PSDB), argumentiert: Alagoas hat den niedrigsten Index der menschlichen Entwicklung des Landes (GINI-Index) deshalb haben wird den stärksten Anspruch auf dieses Entwicklungsprojekt. Von den vier Gouverneuren, die um den Zuschlag wetteifern, ist er der einzige von der Oppositionspartei. Marcelo Deda (PT) von Sergipe und Jaques Wagner (PT) von Bahia und Eduardo Campos (PSB) von Pernambuco haben ebenfalls ihr Interesse bekundet, die Kernkraftwerke aufzunehmen. Wagner und Campos schlagen die Installation an der Grenze der zwei Staaten vor, am Ufer des Sno Francisco in Juazeiro (BA) und Petrolina (PE), aber der Vorschlag stößt auf rechtliche Hindernisse.  

Drausio Atalla, Vorsitzender der Eletronuclear schätzt optimistisch, dass der Bau der Kernkraftwerke von Angra dos Reis verantwortlich sei für die Steigerung der Steuereinnahmen im Staat Rio de Janeiro um rund 500 Millionen Dollar und die Schaffung von Tausenden von Arbeitsplätzen. Für ihn könnte die Installation der Kernenergie eine Hebelwirkung für die Entwicklung im Nordosten haben. Umweltbelastungen und Folgekosten werden auch hier nicht erwähnt.      IfB/15/01/2010