Prägende Gestalten der Katholischen Kirche
Dom Luciano Mendes - der Diplomat
Am 27.August starb Dom Luciano Pedro Mendes de Almeida, amtierender Erzbischof von Mariana (Minas Gerais), im Alter von 75 Jahren in den Universitätskliniken von São Paulo.
Wer ihm persönlich begegnet ist, der wird sich seiner leuchtenden Augen erinnern, die aus seinem schmalen Gesicht aufblitzten. Immer agil und von kleiner, drahtiger Erscheinung war er bei persönlichen Gesprächen sehr präsent, während ihn lange Sitzungen und Ansprachen manchmal müde werden ließen.
In Rio de Janeiro 1930 in einer wohlhabenden und geistig aufgeschlossenen Familie geboren trat er schon mit 17 Jahren in den Jesuitenorden ein. Von 1951 bis 1953 absolvierte er sein Philosophiestudium in Nova Friburgo, um dann von 1955 bis 1959 in Rom Theologie zu studieren, wo er 1958 zum Priester geweiht wurde. Ebenfalls in Rom studierte er von 1960 bis 1965 Philosophie, worin er auch promoviert wurde. Anschließend lehrte er von 1965 bis 1972 Philosophie, wurde in der Weiterbildung der Jesuiten eingesetzt (1970-1975) und gehörte von 1974 bis 1975 dem Leitungsgremium der brasilianischen Ordenskonferenz CRB an.
Im Jahre 1976 wurde er zum Weihbischof der Erzdiözese von São Paulo ernannt, die seit 1970 von Dom Paulo Evaristo Arns geleitet wurde. Dieser betraute ihn als Regionalbischof mit der Region Belém im Ostteil der Metropolregion und gleichzeitig mit der Kinder- und Jugend-Pastoral der Gesamtdiözese. Hier gründete eine Vielzahl von Kinder und Jugendheimen für die von der Gesellschaft ausgeschlossenen Jugendlichen. Oft sah man ihn dann in den späten Abend- und frühen Morgenstunden durch die Straßen gehen, um die Kinder von den Bürgersteigen und Hauseinfahrten zu holen und um ihnen Unterkunft zu geben.
16 Jahre lang wirkte er an der Seite von Kardinal Arns in der Diözesanpastoral, wobei dieses Wirken weniger im Licht der Öffentlichkeit stand.
Im Jahre 1979 wählte ihn die Brasilianische Bischofskonferenz zu ihrem Generalsekretär. Hier wirkte er ausgleichend und vermittelnd unter der Präsidentschaft des zielorientierten und klar Position beziehenden Dom Ivo Lorscheiter (1979-1987). Dom Luciano folgte dann Dom Ivo für zwei Perioden im Amt des Präsidenten der CNBB (1987-1994). Mit seiner klugen und verbindlichen Art gelang Dom Luciano in diesen Jahren die Mehrheit der Bischöfe für ein Engagement bei der Landpastoral zu gewinnen und die Landpastoralkommission CPT unter die Organisationen der CNBB zu integrieren. Die sozialen Bewegungen fanden in ihm einen ständigen Befürworter und Verteidiger. Manche haben damals oft ein ostentativeres Vorgehen in Sachen Politik und Theologie erwartet, wie Benediktinerpater Marcelo Barros in seinem kurzen Nachruf bekennt. Dom Luciano gelang aber nach der Militärdiktatur gerade im Prozess der Verfassunggebung wesentliche Impulse und Orientierung zu geben, so dass im Jahre 1988 eine auch für Kirche und Religion angemessene Verfassung verabschiedet werden konnte, in der die Menschenrechte einen hohen Stellenwert erhielten.
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