Lateinamerika-Institut 



Lateinamerika als Passion
     ÖKONOMIE
ZWISCHEN DEN KULTUREN 

        INTERVIEW MIT MANFRED NITSCH 

Die Fragen stellte Dr. Alrich Nicolas, Ökonom und ehemaliger Botschafter Haitis in Deutschland. Das Interview fand statt aus Anlass des 65. Geburtstages und der Emeritierung von Prof. Dr. Manfred Nitsch. 

AN: Die erste Frage, die ich Dir stellen wollte, ist: Wie kommt man als Student der Wirtschaftswissenschaft in Deutschland auf Lateinamerika? Gibt es in deiner Biographie oder in deiner wissenschaftlichen Sozialisation einen Grund, warum du Lateinamerika-Spezialist geworden bist? 

MN: Ja. Meine Eltern hatten eine private Sprachenschule, und da habe ich gleich nach dem Abitur 1959, nach Englisch und Französisch eben auch Spanisch als Fremdsprachenkorrespondent gelernt. 1960 war das Jahr Afrikas und das Jahr der ersten Entwicklungsdekade. Ich war als Kind mit meinen Eltern in den 50er Jahren einmal in Genf gewesen mit meinen Eltern als Kind, und da hatten wir gesagt: So, hier müsste man sich eigentlich    beim Palais des Nations – und drum herum – um internationale Fragen kümmern. Es war so etwas wie der Traum meiner Eltern, die ja während des Dritten Reiches und nun auch in der Nachkriegszeit sich derartiges gar nicht erfüllen konnten. Als ich dann mein Studium der Wirtschaftswissenschaften, insbesondere der Wirtschaftspädagogik, also als Handelslehrer, aufnahm, , und insofern war es insofern nahe liegend, als ich dann mein Studium der Wirtschaftswissenschaften, insbesondere der Wirtschaftspädagogik, also als Handelslehrer, aufnahm, dass ich mich dann im Studium schon mit Entwicklungsfragen beschäftigte habe - und auch ein Semester in Genf einlegte. Ich hatte dann ein Stipendium in den USA – ein Fulbright-Stipendium – ; dort war das Semester dann im Juni zu Ende, und in München fing es im November erst wieder an, so dass ich Zeit hatte, mich ein wenig umzuschauen. umzugucken an den Schwarzen Brettern. Meine Eltern haben mir weiter meinen Wechsel überwiesen und auf diese Weise bin ich dann 1963 als Student nach Kolumbien gekommen. 

AN: Warum gerade Kolumbien? 

MN: Das war ein bisschen Zufall: , weil das gerade am Schwarzen Brett angekündigt war. Eine Studentengruppe ging , die nach Kolumbien ging, und ich konnte mitgehen und wo ich erhielt dann auch noch einen kleinen Zuschuss bekam, damit es eine internationale, und nicht nur US-amerikanische Gruppe war. Die eine Hälfte von uns war in den barrios populares von Cali und half mit, hat da mitgeholfen, ein Fußballfeld zu planieren und zu bauen., und ich war mit der anderen Hälfte der Gruppe im Tiefland, d.h. im tropischen Regenwald an der Pazifikküste, und wir haben uns gegenseitig besucht. Dadurch So habe ich zwei Monate lang als Student ich so was wie “Lateinamerika von unten“  zwei Monate als Student erlebt. Diese Erfahrung , - und das hat mich so gefangen, so dass ich darüber dann die Diplomarbeit und die Doktorarbeit über Lateinamerika geschrieben habe. Und da die  Regionalstudien damals gerade im Kommen waren: , –  die Volkswagen-Stiftung hatte Lehrstühle gespendet dafür, Bielefeld wurde ausgebaut, das Lateinamerika-Institut an der FU Berlin wurde gegründet und anderes mehr. Das war damals , war das gerade die Konjunktur und der Weg, den man dann auch in der akademischen Wissenschaft einschlagen konnte. 

AN: Und warum dann später die starke Spezialisierung auf Brasilien? 

MN: Erst war ich in München Lehrassistent für Betriebswirtschaftslehre; war, dann fing ich im Max-Planck-Institut für Patent- und Urheberrecht mit einem Drittmittelprojekt von der DFG für Patent- und Urheberrecht über Markenrecht in Entwicklungsländern an, und dann ging ich zur Stiftung Wissenschaft und Politik... 

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