Antônio Inácio Andrioli
ÖKOLOGISCHER SOJAANBAU
IN SüDBRASILIEN
Die Sojaproduktion spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung Brasiliens. Die staatliche Unterstützung, d.h. Kredite, die den Bauern zur Verfügung gestellt wurden, ermöglichte hohe Investitionen in der Landwirtschaft, deren Folgen noch sichtbar sind. Durch die Sojaproduktion hat das Land ihr Exportpotential vergrößert, so dass Brasilien zusammen mit den USA und Argentinien zu den größten Sojaproduzenten der Welt zählt. Aber genau jetzt, wo die Ausfuhr von Soja steigen kann, erlebt das Land ein ganz neues Problem in seiner Geschichte: Wegen der gentechnisch veränderten Soja, deren Anbau in den letzten Jahren sehr zugenommen hat, besteht die Gefahr, dass die Sojaproduktion Probleme mit der Vermarktung haben kann.
Eine Minderheit der Bauern hat versucht, von der Polemik zwischen der konventionellen und der gentechnisch veränderten Soja herauszukommen. Sie haben sich dafür entschieden, ökologische Soja anzubauen. Im Südwest des Bundesstaates Paraná haben kleine Bauern schon vor neun Jahren damit angefangen und im Nordwesten des Bundesstaates Rio Grande do Sul hat der Anbau von ökologischer Soja vor fünf Jahre begonnen. Während in Paraná die Gewerkschaften die Bauern beeinflussten und der Verkauf durch das Unternehmen Gama geregelt wurde, ist die Erfahrung in Rio Grande do Sul durch die Genossenschaft Cotrimaio zustande gekommen. Der größte Teil der ökologischen Soja wird nach Europa verkauft, besonders nach Frankreich. Die Bauern bekommen ein besserer Preis im Vergleich zur konventionellen Soja, sind aber verpflichtet, sich an alle Kriterien des internationalen ökologischen Sojahandels zu halten. Nur nach zwei Jahren ökologischen Anbaus wird die Soja als ökologisch bewertet und die Bauern dürfen keine Art von Chemikalien in der Produktion verwenden.
Dieser Text beschäftigt sich mit der Problematik dieser Bauern, insbesondere im Nordwesten von Rio Grande do Sul, ein Gebiet, das durch die Sojaproduktion geprägt wurde und als eine der wenigen Regionen Brasiliens gilt, wo die Familienlandwirtschaft für den Anbau der Soja zuständig ist. Als Quelle der Argumentation wird eine explorative Studie benutzt, die zwischen dem 15. Februar und dem 15. März 2003 mit sojaproduzierenden Bauern in Brasilien durchgeführt wurde.
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