Schwächung der Klimagesetzgebung durch Einsprüche der Regierung
Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat das Gesetz über die nationale Politik
zum Klimawandel, das durch den Kongress in den Tagen vor der Klimakonferenz
in Kopenhagen angenommen worden war, kurz vor Jahresende unterschrieben.
Der Text entspricht allerdings nicht vollständig dem vom Parlament genehmigten,
sondern wurde verändert. Nach Aussage des Ministers für Umwelt, Carlos
Minc, beschloss Lula drei Vetos einzulegen gegenüber dem ursprünglichen
Projekt.
Durch die Änderungen wurde das brasilianische Engagement für die
Umwelt geschwächt. Damit kam Lula Bedenken entgegen, dass bestimmte Umweltmaßnahmen
negative Auswirkungen auf Bereiche wie die Wirtschaft haben könnte. Ein
Veto ist zum Beispiel beim Verbot der Einschränkung der Mittel für Maßnahmen
zur Bekämpfung des Klimawandels erfolgt. Minc erklärte, dass bei diesem
Artikel aus technischen Gründen ein Veto eingelegt wurde, weil nach Aussagen
der Generalstaatsanwaltschaft das Gesetz nicht über die Verwendung von
Mitteln des Staatshaushaltes bei unvorhergesehenen Ausgaben bestimmen kann.
Weiterhin wurde auf Wunsch des Ministeriums für Bergbau und Energie ein
Veto eingelegt, das sich mit der Position Förderung der Entwicklung und
Nutzung sauberer Technologien und der schrittweise Ausstieg aus der Nutzung
der Energieträger, die fossile Brennstoffe verwenden, nicht voll identifizieren
konnte. Nach Carlos Minc war der Grund für das Veto die Verwendung des
Begriffs Aufgabe und nicht ein Ausdruck, der von einem schrittweisen Ersatz
der Energieträger, die fossile Brennstoffe verwenden, gesprochen hätte.
Das dritte Veto beruht auf Artikel 10, der sich explizit mit der schrittweisen
Substitution von fossilen Brennstoffen beschäftigt und die Art und Weise
festlegt, in der dieser Austausch erfolgen soll. Das Veto wurde auch durch
das Ministerium für Bergbau und Energie eingebracht. Unter den genannten
Gründen ist die Tatsache, dass der Text nur die Förderung kleiner Wasserkraftwerke
vorsah, sagte Minc. Das Ministerium für Bergbau und Energie aber verlangt,
dass der Text auch große Kraftwerke berücksichtigt, da auch die größeren
Installationen als Produzenten sauberer, erneuerbarer Energie angesehen
werden können. Der Bau großer Staudämme jedoch ist eine ständige Zielscheibe
der Kritik von Umweltschützern, die auf die Auswirkungen solcher Bauten
auf bestimmte Ökosysteme verweisen.
Die Nationale Politik zum Klimawandel
legt die Grundsätze, Ziele und Leitlinien für die Verringerung der Emissionen
von Treibhausgasen fest. Trotz der Vetos bleibt der Kern der Klimapolitik
der Regierung erhalten. Dies soll nun durch ein Dekret ergänzt werden,
inwieweit die einzelnen Sektoren der Volkswirtschaft zur Bekämpfung des
Klimawandels beitragen sollen. Im Januar ist ein Treffen mit staatlichen
Regierungsstellen, Wissenschaftlern und Unternehmern vorgesehen in Bereichen
wie Bau, Bergbau, Landwirtschaft, Konsumgüterindustrie, Gesundheitswesen
und öffentlicher Verkehr, um die Ziele zu diskutieren, die in dem Dekret
des Präsidenten erscheinen sollen. Im jetzigen von Lula unterzeichneten
Gesetz liegt das Ziel der Reduzierung der nationalen Emissionen von Treibhausgasen
zwischen 36,1% und 38,9% bis zum Jahr 2020.
In einem Interview, das der Umweltminister noch am letzten Tag des Jahres der Tageszeitung Jornal do Brasil gab, schildert er noch einmal ausführlich das stundenlange Ringen der beteiligten Minister bei Lula um das Gesetz und die genannten Vetos.
Nochmals auf die Weltklimakonferenz angesprochen berichtete Minc, dass
dort 32 Staaten, einschließlich der Vereinigten Staaten, - auch China sei
dabei gewesen - , darüber übereinkamen im Jahre 2015 ein Abkommen zu unterzeichnen,
das die Erhöhung des Weltklimas um höchstens 1,5 Grad bis zum Jahre 2100
anvisieren sollte. Hier scheinen dem brasilianischen Umweltminister allerdings
einige Ungereimtheiten passiert zu sein. Er verweist darauf, dass die Presse
darüber nicht berichtet habe. Bei dem nächsten Umwelt -treffen in Bonn
im Juni 2010 werde er oder wenigstens sein Ministerium dabei sein. IfB/31/12/09