Dilmas Wahlchancen: Analyse der Umfrageergebnisse von Datafolha
Die Umfrage des Instituts Datafolha zwischen dem 14. und 18. Dezember 2009 für die Präsidentschaftswahlen zeigt eine Konsolidierung von Dilma auf dem zweiten Platz im beabsichtigten Stimmverhalten. Danach hätte Dilma im ersten Wahlgang 23% der Stimmen gegenüber 37% des Gouverneurs von Sno Paulo, José Serra (PSDB), der den ersten Platz einnimmt. Dilma distanzierte sich damit bei dieser Umfrage vom Kongressabgeordneten Ciro Gomes (PSB-EC), der jetzt bei 13% liegt, und der Senatorin Marina Silva (PV-AC), mit 10%. Im März 2009, vor der Ankündigung, dass sie Krebs habe, erschien Dilma hinter Ciro Gomes auf dem dritten Platz zusammen mit der ehemaligen Senatorin Heloísa Helena (PSOL), bei 11%. Im Juni 2009 hatte Dilma dann 16% der Stimmen. Seitdem stieg Dilma 7 Prozentpunkte, unterstützt, unter anderem, durch das Ausscheiden von Heloísa Helena, die ihre Kandidatur zu Gunsten von Marina Silva aufgegeben hat.
Bei der Bewertung von Fernando Pimentel, ehemaligem Bürgermeister von
Belo Horizonte und einem wichtigen Verbündeten Dilmas, endet 2009 für die
Ministerin in einer besseren Situation als Präsidentenpalast und PT erwartet
hatten. Gegenüber der Zeitschrift Época" erklärte Pimentel: Bisher scheint
es, dass wir alles richtig gemacht haben. Wir hofften bis zum Ende des
Jahres auf 20% zu kommen, aber wir haben schon ein wenig mehr. Es war ein
schwieriges Jahr. Dilma hatte Krebs, und 2009 war ein Jahr der wirtschaftlichen
Krise. Die Bilanz ist sehr positiv.
Im Jahr 2009 hatte Dilma die parteiinternen
Verdächtigungen in der PT zu überwinden. Einige Gruppierungen der Partei
sahen in Dilma eine Kandidatin mit geringer Wählerschaft. Man sah sie immer
noch als Außenseiterin, weil ihre Verbindungen in der Vergangenheit stärker
mit der Gauchos-PDT des ehemalige Gouverneurs Leonel Brizola bekannt waren.
Ein weiterer Rückschlag für Dilma war der Streit mit der ehemaligen Generalsekretärin
der Bundesfinanzverwaltung Lina Vieira. Lina sagte, es habe ein Treffen
im Präsidentenpalast gegeben, wo Dilma sie gebeten habe, die Untersuchungen
im Fall des Fernando Sarney, Sohn des Senatspräsidenten José Sarney (PMDB-AP),
zu beschleunigen". Lina deutete an, dass Dilma ein Ende der Untersuchungen
wolle. Dilma verneinte das Treffen und ihre Bitte an Lina, aber der Streit
zwischen den beiden behinderte den Aufstieg Dilmas in den Umfragen im August
2009.
Nun hoffen ihre Wahlmanager, dass Präsident Lula mit seinem hohen
Grad an Popularität, Dilma zu einer bevorzugten Kandidatin macht im Rennen
um die Präsidentschaft. Sie sagen, dass sie nur dann die Wahl verliert,
wenn Sie eine katastrophale Performance in der Kampagne abliefert. Es ist
eine optimistische Sicht. Wenn Sie weiterhin als Kandidatin für das Präsidentenamt
gelten will, muss Dilma versuchen, den großen Vorsprung Serras zu reduzieren.
In einer Simulation eines zweiten Wahlganges hatte Dilma 34% der Stimmen
im Vergleich zu 49% von Serra. Eine der Schwächen Dilmas sind die Aussichten
in Sno Paulo, dem größten Wahlkollegium des Landes. In der ersten Runde
- nach Datafolha - würde sie dort nur 18% der Stimmen erhalten im Vergleich
zu 47% von Serra.
Weiterhin muss die Aufmerksamkeit Dilmas Minas Gerais
gelten, dem zweitgrößten Wahlkollegium. Mit dem Ausscheiden von Gouverneur
Aécio Neves (PSDB) aus dem laufenden Präsidentschaftswahlkampf, muss sie
als geborene Mineira versuchen, die größtmögliche Zahl von Stimmen in
ihrem Heimat-Staat zu erringen.
Mit dem Kongress der PT im Februar erhält Dilmas Kandidatur aus parteipolitischer
Sicht auch einen offiziellen, formalen Charakter. Dies wird ihre Kandidatur
stärken. Sie kann dann mit der ganzen PT rechnen. Im Juni wird sie dann
auf etwa 30% kommen , hofft ihr Berater Pimentel. Treffen mit den Bewegungen
der Schwarzen, Obdachlosen und den Frauen werden auf der Tagesordnung stehen,
sagte ein weiterer Berater der Ministerin. Dilmas Annäherung an die weibliche
Wählerschaft sei von entscheidender Bedeutung. Nach Datafolha würden nur
20% der Frauen für die Ministerin stimmen, dagegen 38% für Serra.
Eine
Chance für den Wunsch der Regierung, die Identifikation zwischen Lula und
Dilma zu erhöhen, stellt das Wachstumsbeschleunigungsprogramm (PAC) dar,
das unter der Leitung von Dilma steht. Hier sollen 7 Milliarden Dollar
mehr an Investitionen erfolgen als im ursprünglichen Haushaltsplan für
2010 vorgesehen war. Auch die Erhöhung des Mindestlohns von 465 R$ auf
510 R$, die noch im Dezember durch den Kongress genehmigt wurde und mit
Wirkung vom 1. Januar in Kraft tritt, soll ihrem Wirken zugeschrieben werde,
ebenso eine 6%-Anpassung der Renten. IfB/29/12/09