Regierungsumbildung beginnt schon im Januar 

Mindestens 17 Minister müssen die Regierung wegen ihrer Kandidatur verlassen

Bis März nächsten Jahres, dem Zeitpunkt, von dem an die Unvereinbarkeit der Kandidaten , mit ihrem bisherigen Amt besteht, wenn sie sich bei der Wahl um ein neues Amt bemühen, werden mindestens 17 Minister die Regierung verlassen.  Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wird dann eine der größten Kabinettsreformen in der Geschichte des Landes vornehmen können. Die Zahl könnte auf  19 steigen, wenn der Inhaber des Verteidigungsministeriums, Nelson Jobim, und des Transportministeriums, Alfredo Nascimento, sich auch für ein öffentliches Amt im Jahr 2010 entscheiden sollten.
Der erste, von dem dies bekannt wurde, war Justizminister Tarso Genro. Er will schon im Januar aus dem Amt scheiden, um seine Wahlkampagne für das Amt des Gouverneurs in Rio Grande do Sul zu organisieren. Schon am 15.12. zog er vor den Mitarbeitern seines Ministeriums eine Bilanz. Ihm lag vor allem das effiziente, aber relativ diskrete Wirken der Bundespolizei am Herzen. So gelang es ihm, das Budget für die Öffentliche Sicherheit von 714 Millionen R$ auf 2,7 Milliarden R$ in 2009 zu steigern. Der Direktor der Bundespolizei, Luiz Fernando CorrLa übernimmt sogar am 16.12. den Vorsitz bei der Polizeivereinigung für Lateinamerika (Ameripol). Er soll auch dafür sorgen, dass die Bundespolizei sich aus den Geschehnissen im kommenden Wahlkampf heraushält.  Für die Nachfolge Tarso Genros werden zwei Namen gehandelt: der bisherige Stellvertreter Luiz Paulo Barreto mit achtjähriger Erfahrung im Amt, und der Abgeordnete José Eduardo Cardozo (PT-SP), der starken Rückhalt im Kongress hat. 

Aber die PT wird weitere Minister verlieren: Rousseff (Präsidialamt), Carlos Minc (Umwelt), Paul Bernardo (Planung), Ananias (Soziale Entwicklung) José Pimentel (Sozialversicherung ), Fernando Haddad (Bildung) und Altemir Gregolin (Fischerei). Alle sollten aus dem Team des entsprechenden Ministeriums sein oder durch Laufbahnbeamte im öffentlichen Dienst, die der PT nahe stehen, ersetzt werden,. 

 Bei der PMDB, Inhaber von vier Ministerien, die sie hinter geschlossenen Türen in der Regierung Lula gewonnen hat, werden vier Auswechslungen fällig: Geddel Vieira Lima (Nationale Integration), Edson Lobao (Bergbau und Energie), Reinhold Stephanes (Landwirtschaft) und Hélio Costa (Kommunikation). Bei der PCdoB muss Orlando Silva (Sport), und bei der PDT, Carlos Lupi (Arbeit) ausscheiden. Die Zentralbankpräsident, Henrique Meirelles, wird ebenfalls ausscheiden, um sich um das Amt des Gouverneurs von Goiás zu bemühen oder als Kandidat für eine Vizepräsidentschaft unter Dilma Rousseff zu fungieren. Hier allerdings ist es zu einer Konfrontation mit der PMDB gekommen, da Lula in einer Ansprache in Maranhno nebenbei erklärte, dass die PMDB doch einen Dreiervorschlag für das Amt des Vizepräsidenten einbringen sollte. Dabei scheint sich alles auf den jetzigen Parlamentspräsidenten  und Parteivorsitzenden der PMDB Michel Temer zu konzentrieren. 

Die Ministerin Dilma Rousseff, wie die meisten ihrer Kollegen, wird ihr Amt im März innerhalb des vom Gesetz erlaubten Zeitraumes übergeben. Die Kandidatur von Dilma muss noch vom nationalen Parteitag der PT gebilligt werden, der im Februar stattfindet. Dann will sie sich ausschließlich der Kampagne  widmen. Lula soll seinen Vertrauten gesagt haben, er werde seinen Amtssitz für einen oder zwei Monate verlassen, um das Land mit der Ministerin im Schlepptau zu bereisen.. Die Regierung beabsichtigt, die Wahl im Jahr 2010 zu einer Art Volksabstimmung zu machen, in der eine Konfrontation zwischen den acht Jahren der Regierung Lula und der Regierungszeit seines Vorgängers Fernando Henrique Cardoso herausgestellt werden soll..
Der Ministerwechsel im kommenden Jahr soll durch einen diskreten Wechsel charakterisiert sein. Eine der wenigen Fragen des Präsidentenpalastes besteht über das Schicksal von Planungsminister Paul Bernardo. Der Minister will als Abgeordneter für seinen Mitgliedstaat  Minas Gerais kandidieren, aber Präsident Lula soll ihm bereits die Chance angeboten haben, Ministerin Dilma Rousseff im Präsidialamt zu ersetzen. Das wäre mehr als ein Posten im technischen Bereich der Regierung, wie der der Planung. Bernardo hat sich als ein besonders medienwirksamer Verteidiger des Regierungsprogramms erwiesen, eine Fähigkeit, die im Wahljahr 2010 besonders wichtig sein wird.  IfB/16/12/09