2. Das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen
Von den acht Präsidentschaftskandidaten wurden während des Wahlkampfes nur die vier bekanntesten Bewerber wahrgenommen. Neben Präsident Lula und Geraldo Alckmin waren das die beiden Senatoren und ehemaligen Mitglieder der Arbeiterpartei PT Cristovam Buarque, ab 2003 zunächst für ein Jahr der erste Bildungsminister im Kabinett Lula, sowie Heloisa Helena, die schon bald nach dem Regierungsantritt von Präsident Lula dessen stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik kritisierte und zusammen mit einer kleinen Gruppe von Dissidenten aus der PT ausgeschlossen wurde; Frau Helena gründete daraufhin die Partei Sozialismus und Freiheit PSOL. Allerdings war im Wahlkampf bereits absehbar, dass beide keinen höheren Stimmenanteil gewinnen würden. Ihr Ergebnis blieb am Ende deutlich hinter den Umfragen zurück. Vor allem hatte man erwartet, dass Frau Helena mehr Stimmen enttäuschter PT-Wähler gewinnen würde. Ihre agressiven Attacken auf den Präsidenten haben sie jedoch anscheinend Sympathien gekostet. Die enttäuschten Wähler haben am Ende für Geraldo Alckmin gestimmt.
Die größte Überraschung der Wahl ist der relativ hohe Stimmenanteil von Geraldo Alckmin, der mit 41,64 % etwa 10 Punkte mehr erzielte, als die Umfragen voraus sagten. Offensichtlich konnte er mit seinem eher spröden und uncharismatischen Auftreten und seiner Betonung der notwendigen politischen Ethik mehr Wähler ansprechen als erwartet.
In einer ersten Reaktion hat Präsident Lula seine Partei PT dafür verantwortlich gemacht, dass seine direkte Wiederwahl scheiterte. Er bezeichnete die Aktion der PT gegen Geraldo Alckmin als Fehler des Wahlkampfes und er kündigte an, in die sich abzeichnende Krise der Partei eingreifen zu wollen.
Ergebnis der Präsidentschaftswahlen, 1. Wahlgang am 01. Oktober 2006
Kandidaten |
Stimmen |
Anteil % |
José Ignacio Lula da Siva (PT) |
46.661.414 |
48,61 |
Geraldo Alckmin (PSDB) |
39.967.990 |
41,64 |
Heloisa Helena (PSOL) |
6.575.350 |
6,85 |
Cristovam Buarque (PDT |
2.538.829 |
2,64 |
Ana Maria Teixeira Rangel (PRP) |
126.402 |
0,13 |
José Maria Eymael (PSDC) |
63.294 |
0,07 |
Luciano Caldas Bivar (PSL) |
62.064 |
0,06 |
Rui Costa Pimenta (PCO) |
0 |
0 |
Das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen zeigt ein zweigeteiltes Land. Während Lula in den Bundesstaaten des Nordens und Nordostens mit Ausnahme von Roreima eindeutig siegte, gewann Alckmin die Bundesstaaten des Südwestens, Südens und Südostens. Lula konnte damit insbesondere bei den ärmeren Schichten zulegen, die von den Sozialprogrammen seiner Regierung profitierten. Dagegen verlor er offensichtlich bei den Arbeiter- und Mittelschichten in den entwickelteren Bundesstaaten des Südens, wo die Arbeiterpartei bis zu den Wahlen von 2002 ihre stärksten Bastionen hatte. Im Bundesstaat São Paulo lag Alckmin mit 54,34 % eindeutig vor Lula (36,66 %).
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