Bfai/ ipea/ IfB 

Wirtschafts-Analyse 

1. Gesamtwirtschaft 

1.1 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Konjunkturerwartungen 

Die wirtschaftliche Lage Brasiliens wendet sich Ende 2003 nach einer längeren Durststrecke zum Positiven. Nachdem die ersten Monate im Zeichen der Konsolidierung standen, war ab Jahresmitte 2003 etwas Ungeduld in Wirtschaftskreisen zu verspüren: Das von Präsident Luiz Inazio “Lula” da Silva angekündigte “Wachstumsspektakel” wollte sich nicht einstellen. Im Gegenteil, die Prognosen für das BIP-Wachstum 2003 wurden sukzessive nach unten korrigiert. Lagen diese zu Beginn des Jahres noch deutlich über 2%, so rechnen die meisten Experten nur noch mit Zuwachsraten zwischen 0,6 und 1,0%. 

Wirtschaftliche Entwicklung und Prognosen 

Indikator l) 

2001 

2002 

2003² 

2004² 

Bruttoinlandsprodukt3) 

1,5 

1,5 

0,8 

3,5 

Bruttoinvestitionen3) 

-1,3 

-1,4 

-4,6 

4,1 

Verbrauch3 

2,2 

0,4 

1,5 

3,5 

Industrieproduktion3) 

-0,1 

1,5 

-1,0 

4,4 

Ausfuhr5) 

5,6 

3,6 

18,9 

1,3 

Einfuhr 5) 

-0,4 

-14,9 

6,8 

2,0 

Verbraucherpreise 6) 

7,7 

12,5 

8,9 

3,9 

Durchschnittslöhne7) 

-3,0 

1,0 

-2,3 

-5,5 

Beschäftigungsvolumen8) 

2,0 

3,0 

0,1 

-0,3 

1) Änderungen gegenüber dem Vorjahr in %, wenn nicht anders angegeben, 2) Mittelwerte offizieller Prognosen und Schätzungen privater Institutionen, 3) real; 4) privat und staatlich, 5) Warenhandel auf Basis laufender US-Dollar zu fob-Preisen; 6) IPCA; 7) IBGE-Indikator: durchschnittliches Realgehalt der Industrie; für 2003 bis August; 8) Beschäftigungsindex des Arbeitsministeriums (Ministerio do Trabalho), für 2003 bis August
Quellen: Fundação Instituto Brasileiro de Geografia e Estatistica ISGE, Banco Central do Brasil (Monatsberichte), “IPEA Boletim Conjuntural”, Ministerio do Trabalho; Prognosen: Dresdner Bank Lateinamerika (DBLA), Banco Bilbao Vizcaya (BBV Banco), Instituto de Pesquisas Economicas Aplicadas (IPEA), Sociedade Brasileira de Estudos de Empresas Transnacionais e da Globalização da Economia (Sobeet), Citibank, bfai
 

Allerdings konnten Lula und seine Mannschaft durchaus auch Positives vorweisen. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im November 2002 war die Landeswährung Real eingebrochen, die Inflation ließ mit erschreckenden Steigerungsraten aufhorchen und ausländische Investoren zogen Kapital im großen Stil ab.
Mit der geschickten Besetzung von Ministerposten mit kompetenten und angesehenen Persönlichkeiten und eher konservativen Vertretern in den Schlüsselressorts konnte Lula die Märkte beruhigen und Schritt für Schritt Vertrauen zurückgewinnen. Im Laufe des Jahres 2003 festigte sich der Real auf einen Kurs von rd. 2,9 zum US-Dollar, nachdem er im Ende 2002 nur knapp die “4" vor dem Komma verfehlt hatte. Die Inflationsraten gingen zurück und das Länderrisiko Brasiliens sank von deutlich über 2.000 auf weniger als 600. Auch die internationalen Anleger kehrten zurück, Privatunternehmen und Regierung konnten zahlreiche Anleihen - z.T in Rekordhöhen - platzieren. 



 

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